Fiat (Aeritalia) G-91

Fiat in Turin begann 1908 mit dem Bau von Flugmotoren und gründete 1916 zur Herstellung von Flugzeugen die Tochtergesellschaft Società Italiana Aviazione (SIA). Die SIA wurde 1918 in Fiat Aviazione umbenannt und baute in den folgenden Jahrzehnten eine Reihe von zivilen und militärischen Maschinen, darunter die Fiat G.55 und die Fiat G.91. Ab den 1950er Jahren kam der Lizenzbau von Strahltriebwerken hinzu, später Raketentriebwerke. Bei Schiffsmotoren und Gasturbinen kooperierte man lange Zeit mit General Electric. Die nachfolgenden Flugzeugtypen sollen hier kurz vorgestellt werden:

Mit der G-91 gewannen die FIAT-Werke die NATO-Ausschreibung für ein leichtes Jagdflugzeug zur taktischen Unterstützung. Nach Abschluss der Konstruktionsarbeiten im Dezember 1953 begannen die europäischen Flugzeugwerke Anfang 1954 mit der Produktion. Obwohl diese Maschine nicht wie geplant Standard-Ausrüstung der NATO-Luftwaffen wurde, bauten Italien und Lizenznehmer in Deutschland eine beträchtliche Anzahl und belieferten die Luftwaffen dreier Länder damit. Die äußerlich an die amerikanische F-86K Sabre erinnernde G-91 absolvierte ihren Jungfernflug am 9. August 1956 und erfüllte 1957 bei Testflügen in Frankreich alle Erwartungen. Die Fiat G-91 ging zunächst als Tiefangriffsjäger in Serie und wurde ab Anfang 1958 ausgeliefert, von der italienischen Luftwaffe im Februar 1959 in Dienst gestellt und nach ausgedehnten Versuchen 1958 auch von der neuen Luftwaffe der Bundesrepublik gekauft. 

Ein Lizenzabkommen zwischen FIAT und der Flugzeug Union Süd (Messerschmitt-Dornier-Heinkel) wurde am 11. März 1959 unterzeichnet. Die Fiat G-91 hat sich im Dienst generell bewährt, und aus ihrer Grundversion wurden zunehmend vielseitigere Versionen mit Belademöglichkeiten unter den Flügeln und neuen Kampftaktiken entwickelt. Für bewaffnete Aufklärungsflüge bei hoher Geschwindigkeit wurde eine spezielle Aufklärungsversion mit Fotoausrüstung gebaut, die als Fiat G-91R/1 zum ersten Mal 1959 flog und drei Kameras mit Objektiven von 70 mm Brennweite für den Voraus- und Achterbereich im Bug trug. Aus großer Höhe konnte sie auch vertikale Aufnahmen machen. Sie wurde zuerst von der italienischen Luftwaffe in Dienst gestellt, interessierte aber auch die USA, die 1961/62 zehn Maschinen vom Typ G-91R/1 erwarben. 

Die G-91R/1A ist ähnlich, hat aber ebenso wie die G-91R/3 Navigationshilfen. die sie bodenunabhängig macht. Auch die Anhängelast unter dem Flügel wurde erhöht. Eine Variante mit verstärktem Rumpf, verbesserten Fahrwerksbremsen, schlauchlosen Reifen und leicht veränderter Ausstattung wurde G-91R/1B genannt, und ebenfalls von der italienischen Luftwaffe be-stellt. lhr folgte die ihr ähnliche, aber nach deutschen Sonderwünschen gefertigte G-91R/3, die als Bewaffnung zwei 30-mm-Bordkanonen anstelle der Maschinen-gewehre hat. Daneben verfügt sie über zusätzliche Ausstat-tung wie Doppler-Radar und Positions- und Zielpeilgeräte. Eine am 5. Mai 1962 neu gebildete Luftwaffeneinheit der Bundeswehr erhielt die G-91R/3 als Erstausstattung, und diesen Typ betraf auch der zwischen FIAT und FUS geschlossene Lizenz-Vertrag. Von den insgesamt344 Maschinen wurden 74 von FIAT gebaut (und 12 davon von Dornier endgefertigt); die übrigen 270 wurden in Deutschland hergestellt. Damit war dies der erste Düsenjäger, der nach 1945 bei uns gebaut wurde.


Die erste von Dornier produzierte G-91R/3 hatte ihren Jungfernflug am 20. Juli 1965, die letzte im Mai 1966. Anfang 1961 bestellte die US-Armee zwei Fiat F91R/3s. Die nächste Variante G-91R/4 ist im Wesentlichen eine G-91R/3 mit der Bewaffnung der R/ 1 und leicht veränderter Ausstattung. 50 Maschinen dieses Typs wurden im Rahmen des Military Air Protection Scheme (MAP) der USA für Griechenland und die Türkei vorgesehen, gingen dann aber an die Luftwaffe der Bundeswehr, und 40 davon später an die portugiesische Luftwaffe.

Fiat  G-91 R/3
Fiat G-91 T
Fiat G-91 R

Technische Daten Typ: einsitziges Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug.

Triebwerk: ein Bristol Siddeley Orpheus 803 Turbojet (von FIAT gebaut) mit 2.268 kg Schub.

Leistung: (bei normalem Startgewicht) Maximalgeschwindigkeit in Meereshöhe 1.075 km/h; durchschnittliche Dauergeschwindigkeit in 1.520 m Höhe 1.086 km/h oder 0.87 Mach;

wirtschaftlichste Reisegeschwindigkeit 650 km/h;

Anfangssteiggeschwindigkeit 30,5 m/sek;

Dienstgipfelhöhe 13.100 m;

Kampfaktionsradius (Standard-Flugbenzin) 320 km; Reichweite 1.850 km.

Gewicht:

Leergewicht 3.100 kg;

normales Startgewicht 5.440 kg;

maximales Startgewicht 5.500 kg.

Abmessungen:

Spannweite 8,56m; Länge über alles 10,30 m; Höhe über alles 4,00 m; Tragfl. 16,42 m².

Bewaffnung: (G-917R1) vier Colt-Browning-Maschinengewehre 12,7mm; vier Bombenbehälter unter dem Flügel und zwei unter dem Rumpf für zwei 227 kg-Bomben; taktische Nuklearsprengköpfe; Luft-Luft-Lenkwaffen Nord 5103, Sechserbündel von Luft-Luft-Raketen 76 mm; wabenförmige Pakete von 31 Luft-Boden-Schwenkflügel-Raketen; Schusskanäle für ein MG 12,7 mm/250 Schuss; zwei äußere für Nord 5103, 113 kg-Bomben, Wabenpakete von 19 Schwenkflügelraketen oder Maschinengewehre wie oben. Fotografische Ausrüstung: drei Vinten-Kameras mit 70 mm Brennweite.

G-91R/1A: wie oben, aber mit verbesserter Navigation.

G-91R/1B: wie oben, mit Detailverbesserungen.

G-91R/3: zwei DEFA-Bordkanonen30 mm (125 Schuss) statt der Maschinengewehre; drei Vinten-Kameras und Außenbordbehälter ähnlich wie oben.

G91R/4: wie G91R/3, aber mit vier MG 12,7 mm.

G91R/6: Versuchs-Version mit zwei DEFA-Bordkanonen 30 mm und zwei Raketen AS.20 oder AS.30 in Behältern unter den Flügeln.

Betreiber waren: Italian, Portugal, BRD.